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Bauen und leben mit Holz – Das Fachmagazin von Holzbau Schweiz

3/25 Wohnen

Stand.punkt

«Verändere, sonst wirst du verändert»

Was gilt es zu beachten, um ein Familienunternehmen in dritter Generation erfolgreich weiterzuführen? Und wie wirkt sich die aktuelle politische Lage auf die hiesige Holzindustrie und auf den Holzhandel aus? Darüber sprachen wir mit Roger Kuratle, CEO der Kuratle Group, die seit 2025 zu den fünf Verbandspartnern von Holzbau Schweiz zählt.

Interview Susanne Lieber | Foto zVg


Herr Kuratle, die Kuratle Group ist schon viele Jahre Leistungspartner von Holzbau Schweiz. Seit 2025 sind Sie nun sogar Ver­bands­partner. Was hat Sie dazu bewogen, noch enger zusammenzuspannen?
Wir möchten die Holzbranche aktiv mitent­wickeln, den Nachwuchs fördern und den Verband, der als Kompetenzzentrum für innovativen und nachhaltigen Holzbau steht, ganzheitlich unterstützen. Wir schätzen die Zusammenarbeit mit Holzbau Schweiz schon lange, und somit war es für uns ein logischer Schritt, auch Verbandspartner zu werden. Das wir dies nun sind, macht uns sehr stolz.

Vor fünf Jahren haben Sie mit Ihren beiden Geschwistern die Kuratle Group von Ihrem Vater George Kuratle übernommen. Was hat sich seitdem verändert?

Das ist eine Frage, die ich nicht kurz und einfach beantworten kann. Aber ich zitiere an dieser Stelle gerne meinen Vater, der mir schon früh folgendes Sprichwort mit auf den Weg gegeben hat: «Verändere, sonst wirst du verändert.» Kurzum, es ist inzwischen vieles anders – und doch stehen wir auf demselben Fundament, das mein Vater mit seinem Team jahrzehntelang aufgebaut hat. Die Gesellschaft, die Technologien, die Branche, die Produkte und die Grösse von Unternehmen sind Variablen, die sich täglich ändern. Daher ist es wichtig, sich kontinuierlich mit dem Markt zu entwickeln und mit Veränderungen proaktiv umzugehen. Das gehört zu meinen zentralen Führungsaufgaben.

Was hat es bei der Kuratle Group mit dem so genannten Ecosystem auf sich? 

Es beschreibt, was wir als Kuratle Group sind – nämlich längst mehr als nur ein Handels- oder Dienstleistungsunternehmen. Das Ecosystem beschreibt ein Netzwerk, das dynamisch und flexibel einen Mehrwert für entsprechende Kundengruppen schafft. Wir sind heute als Ecosystem in der Lage, mit mehr als 20 Unternehmungen unter einem Dach Gesamtlösungen anzubieten, die in unserer Branche einzigartig sind.
 
Wie tragen Sie in Ihrem Unternehmen dem Thema Nachhaltigkeit Rechnung?

Wir nehmen das Thema sehr ernst und investieren entsprechend – beispielsweise in einen Bahngleisanschluss direkt zu unserem Betrieb, in E-LKWs, in Photovoltaikanlagen sowie in Batteriespeicher. Darüber hinaus nutzen wir für unsere Bauten Holz als Primärbaustoff. Nachhaltigkeit ist für uns ein sehr wichtiger Aspekt bei Investitionen. Und deshalb sanieren wir auch lieber bestehende 
Bürogebäude, statt sie abzureissen und neu zu bauen – sofern dies die Bausubstanz zulässt.

Wie schätzen Sie aufgrund der aktuellen 
politischen Weltlage hierzulande die Entwicklung von Holzindustrie und -handel ein?
In Bezug auf die aktuelle Zollpolitik lässt sich mit dem kürzlich veröffentlichten Entscheid (EU/USA) die genaue Auswirkung derzeit noch nicht abschliessend beurteilen. Und der Entscheid hinsichtlich des Schweizer Abkommens steht ja noch aus. Einen wesent­lichen Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung hat zudem das Verhältnis zwischen Kanada und den USA. Die allgemeine politische Lage ist bekanntlich sehr volatil. Die Baubranche bräuchte jetzt stabile und planbare Rahmenbedingungen, um sich positiv zu entwickeln. Diese sind in der EU-Zone aktuell noch nicht gegeben, aber es gibt viele Bemühungen dazu. In der Schweiz führen verschiedene Faktoren zu stabileren Rahmenbedingungen, die Baubranche ist derzeit grösstenteils gut unterwegs. Und ich bin überzeugt, dass der Holzanteil in der Baubranche weiter steigen wird. Daher bewerten wir die Entwicklung unserer Branche langfristig positiv. Jedoch werden wir im Vergleich zu den letzten zehn Jahren künftig mit grösseren und kurzfristigeren Schwankungen umgehen müssen.
 

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