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Stand.punkt

«Die Schweizer Sägewerke verarbeiten rund 97 Prozent heimisches Holz»

Mit welchen Herausforderungen sieht sich die Holzindustrie in der Schweiz aktuell konfrontiert? Wie steht es hierzulande mit der Rundholzversorgung? Darüber sprachen wir mit Pascal M. Schneider, Geschäftsführer der Ruedersäge AG in Schlossrued (AG) und Vorstandsmitglied von Lignum Schweiz.

Interview Susanne Lieber | Foto zVg

Herr Schneider, wie steht es heute um die Rundholzversorgung in der Schweiz? Wie sehen Ihre Prognosen für die nächsten zwanzig Jahre aus?
Zurzeit ist die Versorgung gut. Die Schweizer Sägewerke verarbeiten rund 97 Prozent heimisches Holz. Engpässe gibt es zum Beispiel bei Eichen oder allgemein bei den Topqualitäten. In Zukunft wird es immer mehr Starkholz geben und es ist mit sinkenden Qualitäten zu rechnen. Es dürfte auch immer mehr Holz mit Klimaschäden anfallen. Darauf muss sich die ganze Holzkette vorbereiten.

Welchen neuen Herausforderungen muss sich die Schweizer Holzindustrie künftig stellen?

Den steigenden Kosten (insbesondere bei der Energie), dem Fachkräftemangel, der Zunahme an Regulierungen (Normen, Gesetze, Vorschriften) und wirtschaftlichen Problemen durch Wechselkurse und Billigimporte. Es ist eine grosse Herausforderung, den Waldeigentümern einen fairen und kostendeckenden Holzpreis zu bezahlen und gleichzeitig aufgrund von Importdruck tiefere Schnittholzpreise anzubieten.

Gibt es Handlungsbedarf seitens der Politik?

Handlungsbedarf sehe ich bei der Erhaltung respektive Schaffung guter Rahmenbedingungen für die Industrie. Zudem bei der Unterstützung der Waldeigentümerinnen und Waldeigentümer, damit diese wirtschaftlich produzieren und so auch die nächsten Generationen noch mit Holz bauen können.

Die Transportkosten für Holz sind hoch. Der Rohstoff ist relativ schwer und muss aus teilweise schlecht zugänglichen Gebieten abtransportiert werden. Die LSVA (leistungsabhängige Schwerverkehrsabgabe) ist deshalb ebenfalls hoch. Wie beurteilen Sie das?

Ja, die LSVA ist sicher hoch. Zudem müssen die Transporteure ständig die neuesten Lastwagen einsetzen, damit sie eine möglichst tiefe Steuer haben. Dies führt zu höheren Amortisierungskosten. Es ist auch wichtig zu verstehen, dass bei der schweizerischen Holzindustrie die LSVA gleich mehrfach anfällt: beim Rundholztransport, beim Abtransport des Restholzes und bei der Auslieferung des Schnittholzes. Wird Schnittholz importiert, wird nur die Strecke ab der Grenze bis zum Lieferort besteuert. Diese Transporte werden dann auch oft von Transporteuren aus Billiglohnländern ausgeführt. Die LSVA ist aber nur ein Problem. In einigen Ländern gibt es für mit Rohholz beladene LKWs auch deutlich höhere Gewichtslimits als in der Schweiz.

Wie schätzen Sie die Wettbewerbsbedin­gungen der Schweizer Holzindustrie im Vergleich zu jenen der EU ein?
Einige Punkte habe ich zuvor schon erwähnt. In der Schweiz haben wir natürlich auch andere Standortnachteile, die ja nicht nur in der Holz­industrie zu einer Deindustrialisierung geführt haben. Zudem bestehen bei uns auch keine Fördermittel wie in unseren Nachbarstaaten. Die eher kleinstrukturierte Schweizer Holz­industrie steht da in Konkurrenz mit europä­ischen Grosskonzernen. Somit ist klar, dass insbesondere die kleineren Sägewerke die Nische suchen oder auch durch Zusatzdienstleistungen oder Flexibilität einen Mehrwert bieten müssen. Die regionale Zusammenarbeit mit Lieferanten und Kunden ist da sehr wichtig.

Was würden Sie sich für die Branche wünschen?

Für die Sägewerksbranche wünsche ich mir, dass möglichst viele Unternehmer den Mut nicht verlieren und weiter nach Lösungen für eine nachhaltige Zukunft suchen. Zurzeit besteht bei einigen Betrieben Aufbruchstimmung. Dieser Schwung sollte unbedingt beibehalten werden.

Welchen Beitrag kann hier die Lignum leisten?

Von der ganzen Holzkette wünsche ich mir, dass gemeinsam an Lösungen gearbeitet wird, statt nur die Probleme zu bewirtschaften. Wenn es immer nur um den Preis geht, wird eine Zusammenarbeit schwierig. Einige gute Holzbauer beweisen, dass man gemeinsam mit den regionalen Sägewerken durchaus sinnvolle Formen der Zusammenarbeit finden kann.


Pascal M. Schneider

Nach seiner kaufmännischen Ausbildung und dem Besuch der Holzfachschule in Biel schloss Pascal M. Schneider seine Ausbildung mit einem Diplom KMU HSG an der Universität St. Gallen ab. Bereits seit 1990 ist er für die Ruedersäge AG in Schlossrued tätig – als Geschäftsführer und seit 2018 als Inhaber.
Darüber hinaus ist er Vorstandsmitglied von Holzindustrie Regionalgruppe Nordwest, von Holzindustrie Schweiz und seit 2015 auch von der Lignum.
ruedersaege.ch

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