2/25 Aufgehorcht!
Stand.punkt
«Der Holzbau ist eine extrem dynamische Branche»
Welche Rolle spielt der Holzbau in der Wertschöpfungskette Holz? Und was gilt es jetzt dringend zu tun, um den Erfolg der Branche auch weiterhin sichern zu können? Darüber sprachen wir mit Hansjörg Steiner, Vorstandsmitglied der Lignum Schweiz und Zentralpräsident vom Verband Holzbau Schweiz.
Interview Susanne Lieber | Foto zVg
Herr Steiner, welchen Stellenwert hat aus Ihrer Sicht der Holzbau innerhalb der Lignum?
Ich denke, dass der Holzbau extrem wichtig ist, und zwar aus zwei Gründen: Erstens ist unsere Branche jene, die das Holz bestellt, und auch jene, die es verkauft. Insofern haben wir grossen Einfluss darauf, wie viel Holz aus dem heimischen Wald in Schweizer Gebäuden verbaut wird. Wir kaufen das Holz von der Holzindustrie und vom Holzhandel ein, darum sind diese Branchen auch sehr auf uns angewiesen. Je besser es uns geht, desto besser geht es auch ihnen. Zweitens tragen wir neben den Schreinereien und den Forstbetrieben wesentlich dazu bei, dass Lernende zur Wertschöpfungskette Holz dazukommen. Woher soll denn ein Holzbauingenieur sonst seine Leute rekrutieren? Der Holzbau trägt also wesentlich dazu bei, dass die Wertschöpfungskette überhaupt funktioniert.
Wie bewerten Sie die Zusammenarbeit der einzelnen Branchenbereiche bei der Lignum?
Die Zusammenarbeit ist in den letzten Jahren viel besser geworden. Aber sie ist natürlich nicht so einfach, weil die Wald- und die Holzindustriebranche andere Interessen haben als wir Holzbauer. Es gibt schon ziemlich grosse Unterschiede zwischen uns. So bekommen die Wald- und die Holzindustrie beispielsweise Subventionen, wir nicht. Das Wachstum im Holzbau haben sich die Holzbauunternehmen erarbeitet, und das ist schon mal eine andere Ausgangslage. Der Holzbau ist eine extrem dynamische Branche – innovativ, nachhaltig und zukunftsorientiert.
Welches Potenzial sehen Sie, um die Zusammenarbeit zu verbessern?
Ich glaube, das Wichtigste ist, dass alle Branchen innerhalb der Lignum einsehen, dass die Wertschöpfungskette Holz nur dann funktionieren kann, wenn es allen gut geht, und nicht nur Einzelnen. Um erfolgreich zu sein, müssen wir auch auf politischer Ebene mit einer Stimme sprechen.
Wo sehen Sie mittel- und langfristig die grössten Herausforderungen im Holzbau?
In der Ressource Holz. Mehr als 70 Prozent des Holzes, das wir verwenden, beziehen wir aus dem Ausland. Wir sind stark abhängig von einem Markt, den wir nicht beeinflussen können. Zudem spielt die Klimaerwärmung für unsere Branche eine entscheidende Rolle: Wir wissen schon jetzt, dass der Bestand unserer Brotbäume – die Tannen und Fichten – massiv zurückgehen wird, vor allem im Mittelland. Genauso die Eschen. Darum ist es extrem wichtig, zu schauen, welche Holzarten uns in den nächsten dreissig, vierzig Jahren überhaupt zur Verfügung stehen können. Im Moment schwimmen wir noch auf einer Wachstumswelle, aber wir müssen jetzt (!) unsere Hausaufgaben machen, damit es auch den Generationen nach uns gut geht. Und hier liegt eben auch die Schwierigkeit: Wir haben alle gerade so viel zu tun, dass wir gar nicht dazu kommen, so weit vorauszuplanen.
Was müsste jetzt getan werden, um sich entsprechend für die Zukunft zu rüsten?
Wir müssen noch mehr in die Grundbildung und in die Kommunikation investieren, damit auch unser Umfeld die Bedeutung des Waldes und der Ressource Holz erkennt und weiss, was aufgrund des Klimawandels auf uns zukommt. Innerhalb der Lignum ist uns längst bewusst, dass es manche Baumarten langfristig nicht mehr geben wird. Eine wirkliche Alternative haben wir aber noch nicht. Um gut vorbereitet zu sein, ist es extrem wichtig, in die Forschung und Entwicklung zu investieren – und mit den Fachhochschulen, Universitäten usw. zusammenzuarbeiten. Ausser Holz und Wasser haben wir nicht viele natürliche Ressourcen in der Schweiz – und diese sichern unsere Existenz.
Was wünschen Sie sich von der Holzbaubranche?
Ich wünsche mir, dass die Branche weiterhin so dynamisch bleibt, dass die Holzbaubetriebe ohne Subventionen mutig investieren, und dass die Zimmerleute ihren Stolz bewahren.
Und von der Lignum?
Dass wir auch weiterhin als Team zusammenwachsen – so wie in den letzten Jahren. Dass der Vorstand geeint wurde und man bei der Lignum speditiv vorwärts macht, ist ein grosses Verdienst von Jakob Stark, dem Präsidenten und Ständerat, sowie von unserer Geschäftsführerin Sandra Burlet. Die zwei leisten wirklich hervorragende Arbeit.
Hansjörg Steiner
Der Zimmermeister und Gründer der Schäfer Holzbautechnik AG in Aarau und Dottikon (AG) ist seit 2019 Zentralpräsident von Holzbau Schweiz. Ebenfalls seit 2019 ist er Vorstandsmitglied bei der Lignum und seit 2022 auch Vorstandsmitglied des Schweizerischen Gewerbeverbands (SGV). holzbau-schweiz.ch, schaefer-holzbautechnik.ch