Magazin FIRST

Bauen und leben mit Holz – Das Fachmagazin von Holzbau Schweiz

1/2023 Zusammen stark

Stil.Form

Im Dreiklang mit dem Park

Seit kurzem zieht im Monbijoupark der Stadt Bern ein schmucker Pavillon die Aufmerksamkeit auf sich. Er ist im Zuge der Parksanierung entstanden und bietet für das Quartier Mattenhof-Weissenbühl einen neuen Begegnungsort.

 Text und Fotos Sue Lüthi | Pläne Zuckschwerdt Architekten, Xeros Landschaftsarchitektur

 

Wie Gebäude haben auch Gärten und Plätze eine historische Bedeutung und sollen erhalten bleiben. So ist diese Grünanlage aus den Fünfzigerjahren – nahe dem Stadtzentrum Bern – gartendenkmalpflegerisch geschützt, wie Glenn Fischer, Gesamtprojektleiter bei Stadtgrün Bern, erklärt. Im Monbijoupark seien dies die historischen Staudenbeete, alte Bäume, Rasenflächen und auch Bodenplatten, die speziell in den 1960er Jahren so hergestellt und verlegt wurden. Pflanzen, Platten und Werkleitungen waren veraltet und sollten wieder instand gesetzt werden. Stadtgrün Bern als Bauherrschaft nutzte die Gelegenheit, fragte die Quartierbewohnerinnen und -bewohner nach ihren Bedürfnissen und liess diese in den Planungsprozess einfliessen. Als Resultat sind ein neuer Spielplatz sowie ein Pavillon als Treffpunkt und Unterstand entstanden, die den Park aus dem Jahr 1954 aufwerten.

Neuer Weg, neue Mitte
Nach einem Jahr der Planung setzten die Verantwortlichen ein neues Stück Weg, das in den bestehenden Verlauf einmündet und bei einer grossen Platane einen Schnittpunkt bildet. Dort platzierte der Architekt den Pavillon. Der Entwurf dieses kleinen, aber zentral gesetzten Gebäudes schuf Erwartungen. Welche Form konnte das Herzstück eines Parks mit dem gewichtigen Namen Monbijou erfüllen? Das musste ein Juwel sein. Der Auftrag ging an Matthias Zuckschwerdt aus der Stadt Bern. Er erklärt, dass bei der Entwicklung des Pavillons zusammen mit Stadtgrün bald einmal Holz als Material zur Sprache kam. Denn für die Auffrischung der Anlage spielte Holz in unterschiedlichen Stadien eine Rolle: Da sind die mächtige Platane als Ursprung des Parks, der Spielplatz aus Natur­holz und der Pavillon aus bearbeitetem Holz. Indem das Planungsteam die drei Elemente in Zusammenhang stellte, räumte es den Park räumlich und materiell auf, sodass er seinem Namen nun wieder alle Ehre macht.

Kraftvoll steht der Pavillon an seinem Ort, er symbolisiert eine aufgehende Blüte. 16 stützende Lamellen bilden einen Kreis mit einem ausladenden Dach. Dieses beschreibt einen verschobenen Kreis und ist um sechs Grad geneigt. Dadurch haben alle Lamellen und alle Zwischenräume andere Masse. Der Aussendurchmesser beträgt 5,74 Meter, die maxi­male Höhe liegt bei 3 Metern. Der Raum ist geteilt in eine Hälfte für Quartier­aktivitäten, und in je ein Viertel für eine öffentliche Toilette beziehungsweise einen Technikraum. Der Pavillon ist nicht beheizt, doch warm eingepackt, denn die hindernisfreie Toilette muss ganzjährlich geöffnet und frostsicher sein. Aus dem Technikraum wird die Bewässerung des Parks gesteuert: Vergrabene Leitungen führen Regenwasser zu den Sprinklern im Rasen und in den Beeten. Der Quartierraum ist mit einer einfachen Küche und Ausschankfenstern ausgestattet und bereit für Ideen. Es soll eine Trägerschaft entstehen, die den Ort bespielt und daraus einen Treffpunkt für die Parkbesucher generiert – mit Café, Theater und weiterer Kultur sowie Möglichkeiten zum Spielen. Der Spielplatz ist mit Holzgeräten bestückt, die sich schön in den Garten einfügen.


Konzentrierte Holzarbeit

Die Holzbauarbeit erforderte eine hohe Konzentration. Die Zimmerleute der Beer Holzbau AG aus Ostermundigen haben die Stützen und die Wandelemente vorfabriziert und sie vor Ort montiert. Der optimale Abstand der Lamellen ergab sich aus den Türbreiten, wie der Architekt erklärt. Die Dachform resul­tierte – im Grundriss betrachtet – aus dem exzentrisch versetzten Kreis. Die Sparren verlaufen strahlenförmig und bilden ein bis zu 4,70 Meter auskragendes Dach, das das Holz entsprechend gut schützt. Das extensiv begrünte Dach umfasst hierbei eine Fläche von über 100 Quadratmetern. Die Fassa­denverkleidung aus Schweizer Fichten haben die Zimmerleute vor Ort ausgeführt, da die sechs Zentimeter breiten Latten einzeln zugeschnitten und eingepasst werden mussten. Als Beleuchtung dient ein schmaler Licht­streifen im Dachrand, der ein- und ausgeschaltet werden kann. Nachts erhellt bei Näherung ein Bewegungsmelder die Toilette.
beer-holzbau.ch,
bern.ch
/themen/planen-und-bauen/stadt­entwicklung/freiraumentwicklung/sanierung-monbijoupark


Matthias Zuckschwerdt, Architekt

Matthias Zuckschwerdt (43) studierte nach der Lehre als Hochbauzeichner Architektur an der Berner Fachhochschule in Burg­dorf. Es folgten Erfahrungen in verschiedenen Architektur­büros sowie eine Studienreise und die Weiterbildung «Transcultural Design» in Indien. 2020 gründete er in Bern sein eigenes Architekturbüro. Zuckschwerdt engagiert sich beim Berner Heimatschutz und an der Höheren Fachschule GIBB Bern als Experte für Baukultur.
zuckschwerdt.be


Das Projekt – die Fakten

Objekt: Holzpavillon, Monbijoupark, Bern
Fertigstellung: 2022
Bauherrschaft: Stadtgrün Bern
Landschaftsarchitektur: Xeros Landschaftsarchitektur, Bern
Architektur: Zuckschwerdt Architekten, Bern
Holzbauingenieur: Indermühle Bauingenieure, Thun (BE)
Holzbau: Beer Holzbau AG, Ostermundigen (BE)
Spielplatz: Krummholz GmbH, Bern
Gartenbau: Linder Gartenbau, Steffisburg (BE)
Bewässerung: Perrottet & Piller AG, Bösingen (FR)

Magazin Wir HOLZBAUER

Das Mitglieder- und Verbandsmagazin von Holzbau Schweiz