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Bauen und leben mit Holz – Das Fachmagazin von Holzbau Schweiz

03/2015 Alles ausser gewöhnlich

Stil.Form

Bauen im alpinen Raum

Ausgezeichnet: Deutscher Holzbaupreis, Constructive Alps und Wienwood würdigen exzellente Holzbauten im alpinen Raum und jenseits der Grenze.

Constructive Alps spannt den Bogen über die Ländergrenzen hinweg. Der Architekturwett­bewerb will ein Beitrag sein zur Umsetzung der Alpenkonvention wie auch ein Denkanstoss für ein gutes Leben in den Alpen. Zur Bewerbung eingeladen waren Architekten, Planer und Bauherrschaften, die mit ihren Objekten die ökologischen, ökonomischen, sozialen und kulturellen Kriterien einer nachhaltigen Entwicklung umgesetzt haben. Die rund 350 eingereichten Projekte zeigen mit suffizienten, effizienten und konsistenten Gebäuden, wie für ihre Bewohner und die Umgebung mehr Lebensqualität entsteht. Für den Preis nominiert wurden besonders nachhaltige Sanierungen sowie Neubauten, die zwischen 2010 und 2014 fertiggestellt wurden und innerhalb des Alpenbogens stehen. Nicht bei allen eingereichten Projekten, aber doch bei vielen spielt die Holzbauweise eine wesentliche Rolle.

 Aus der Schweiz sind in diesem Jahr elf Projekte durch die international besetzte Jury nominiert worden, weitere verteilen sich auf Österreich (9), Italien (5), Slowenien, Frankreich und Deutschland (je 2) sowie Liechtenstein (1). Die Gewinner werden am 30. Oktober bekanntgegeben. Die 32 nominierten Projekte werden zudem in einer Wanderausstellung, konzipiert vom Alpinen Museum der Schweiz in Bern, gezeigt. Unter den nominierten Holz-Neubauten der Schweiz befinden sich unter anderem die Sporthalle Brienz, ein solares Direktgewinnhaus in Zweisimmen sowie das Seniorenheim Bad Säntisblick in Waldstatt (vorgestellt in «Wir HOLZBAUER» 5/15). Bei den zwei hier gezeigten Objekten liegt der ­Fokus auf einer nachhaltigen Sanierung von historischen Gebäuden im alpinen Raum. 

BELWALDER-GITSCH HÜS

Die Baugeschichte des Belwalder-Gitsch Hüs reicht bis 1592 zurück. In diesem Jahr wurden Haupthaus und Spycherstadel von Christan Belwalder und seiner Frau Catrina Gitsch erbaut. Es folgten 1658 und 1918 je ein Anbau. Vor mehr als 50 Jahren haben die letzten Hausbewohner, ein Uhrmacher und seine Schwester, das nun «Ührmacherhüs» genannte Haus verlassen. Das Gebäude wurde danach nicht mehr bewohnt, doch dank des instand gehaltenen Daches blieben der Altbau und die ursprüngliche Innenausstattung in sehr gutem Zustand erhalten. Beide noch existierenden Ge­schosswohnungen wurden nun von den Ar­chi­tekten Leentje und Damian Walliser auf Wunsch des Bauherrn Dionys Schalbetter in autarke Ferienwohnungen umgewandelt. Die ursprüngliche Konstruktion des Altbaus konn­te integral erhalten werden. Blockholzwände und die Dachkonstruktion sind mit heimischem Lärchenholz restauriert. Das Dach wurde, wie ursprünglich, mit Lärchenholzschindeln eingedeckt. Das neu verarbeitete Holz stammt wie ein Grossteil der Handwerker aus der Region.

CLARIDENHÜTTE

Urtümlich und roh zeigt sich die steinerne Claridenhütte in ihrer alpinen Umgebung. Die SAC-Hütte liegt auf 2457 Metern im Glarner Hochtourengebiet. Das Steingebäude wurde 1943 errichtet und in den 1990er Jahren renoviert und erweitert. Seitdem haben sich die räumlichen und infrastrukturellen Anforderungen jedoch verändert, neue Sanitärräume und Küchen wurden benötigt. Einfachheit und Ursprünglichkeit waren auch die Leitgedanken für den Umbau und die Erweiterung. Der Entwurf der Leutwyler Partner Architekten AG wird von der Reduktion auf die wesentliche Idee des Beherbergens bestimmt. Der neue hölzerne Anbau setzt sich in archaischer Einfachheit hinter das alte Steinhaus, ohne es zu überformen. Der Anbau ist als reine Holzkonstruktion aus vorfabrizierten Wand- und Deckenelementen konzipiert. Die äus­sere Gebäudehülle wurde mit einer glatten Lärchen­holzschalung realisiert, die inneren Oberflächen wurden mit Fichtenholz verkleidet.

Das Projekt – die Fakten

Auszeichnung: Nomination Constructive Alps 2015
Objekt: Um- und Ausbau historisches Belwalder-Gitsch Hüs, Zenhäusern, Grengiols (VS)
Bauzeit: 2013–2014
Bauherrschaft: Dionys Schalbetter, Haag (SG)
Architektur/Planung: Walliser Architekten GmbH, Brig-Glis (VS)

Objekt: Anbau Claridenhütte, Linthal (GL)
Bauzeit: 2013–2014
Bauherrschaft: Claridenhütte, SAC-Sektion Bachtel
Architektur/Planung: Leutwyler Partner Architekten AG, Zug

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