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Bauen und leben mit Holz – Das Fachmagazin von Holzbau Schweiz

01/2022 Starker Auftritt

Stil.Form

Ab in die Pause!

Im Rahmen umfangreicher Sanierungs- und Erweiterungsmassnahmen der Schulanlage Hellwies in Volketswil (ZH) entstand auch ein gedeckter Bereich auf dem Schulplatz. Innerhalb kürzester Zeit entwickelte sich das hölzerne Bau(m)werk zum beliebten Treffpunkt – nicht nur in der Pause.

Text Susanne Lieber | Fotos Beat Bühler | Pläne Weberbrunner Architekten AG

 

Das schönste Geräusch während der Schulzeit? Ganz klar: das Läuten der Pausenklingel. Da dürften sich wohl alle Schülergenerationen einig sein. Hotspot für die kurze Auszeit ist der Pausenhof – um frische Luft zu schnappen, den Kopf zu lüften und mit den Gspänli zu plaudern. Meist kristallisiert sich auf dem Schulgelände dabei ein Bereich heraus, der besonders grosse Anziehungskraft hat. Bei der Schulanlage Hellwies in Volketswil, die 2020 saniert und in Holzbauweise aufgestockt wurde, sind es die neuen Sitzstufen aus massiven Eichenbalken. Darüber spannt sich schützend ein Holzdach, das abstrahierte Baumkronen darstellt.

«Der Platz unter dem Holzdach wurde sofort sehr gut angenommen», erklärt Volker Schopp, verantwortlicher Projektleiter bei Weberbrunner Architekten aus Zürich. Kein Wunder, denn er spielt durchaus eine zen­trale Rolle auf dem Aussengelände: Zum einen bildet er einen markanten Empfangsbau vor der Schule, der geradezu prädestiniert ist als Treffpunkt. Zum anderen ist er das Verbindungsglied zwischen Pausenplatz und Hellwisstrasse, die bis zum Umbau der Schule als Erschliessungsstrasse mit Parkiermöglichkeiten diente. Mittlerweile ist sie verkehrsfrei und wurde zum «Lernboulevard» ernannt, einer Mischung aus Aufenthalts-, Spiel- und informellem Unterrichtsort.


Materieller Dreiklang

Wo sich früher ein Velounterstand befand, bilden heute die besagten Sitzstufen eine kleine Tribüne. Überdacht sind diese von einem dreiteiligen Holztragwerk, das auf drei Betonstützen ruht. Kanten auf der Ober­fläche der Stützen, die sich nach oben hin verjüngen, bilden dreieckige Flächen. Ein geometrisches Gestaltungsprinzip, das auch auf der Fassade der Schulgebäude zum Tragen kommt. Hier sind es allerdings Alumi­niumbleche in Dreiecksform, die an der Aussenwand angebracht wurden. «Dadurch, dass die Oberflächen abwechselnd geschliffen und ungeschliffen sind, entsteht eine Windrädli-Optik. Je nach Lichtverhältnis sind die einzelnen Elemente entweder sehr gut oder gar nicht sichtbar», erklärt Volker Schopp und ergänzt: «So bekommt die schlicht-graue Oberfläche eine gewisse Verspieltheit.» Und die zeichnet sich auch auf dem Pausendach ab, denn dort fungieren dieselben Aluminiumelemente als Dachverkleidung. Um dies zu erkennen, muss man allerdings schon aus einem der oberen Geschosse der umliegenden Schulgebäude hinunterschauen. Steht man stattdessen unter dem Pausendach, wird der Blick auf etwas anderes gelenkt: die hölzerne Tragstruktur.

Das Holztragwerk erinnert an drei ineinanderwachsende Baumkronen und formt eine Dachfläche von insgesamt 22,5 auf 7 Metern. Die zwölf Träger aus unbehandeltem Brettschichtholz (Fichte?/?Tanne), die jeweils aus der Mitte einer Betonstütze herauswachsen, bilden das kräftige Geäst. Zur Dachkante hin verjüngen sie sich dabei. Die Dachfläche selbst bilden Mehrschichtholzplatten (Fichte?/?Tanne) mit einer Kunststoffabdichtung und besagten Aluminiumplatten. Das Regenwasser wird hierbei in der Mitte der Betonstützen abgeführt. Für das «Anpflanzen» der Holzbäume auf dem Pausenplatz benötigte das ausführende Unternehmen Hector Egger Holzbau AG aus Langenthal gerade mal einen Tag. Eine Aufforstung der schnellen Art.

Weberbrunner Architekten AG

Gegründet wurde das Architekturbüro 1999 von Boris Brunner und Roger Weber in Zürich. Der Schwerpunkt der Arbeiten liegt in nachhaltigen Architekturkonzepten und im Holzbau. Derzeit sind 30 Mitarbeitende aus sieben Nationen im Unternehmen tätig, das seit 2016 auch eine Dependance in Berlin führt. weberbrunner.eu


Das Projekt – die Fakten

Objekt: Pausendach der Schulanlage Hellwies
Standort: Volketswil (ZH)
Fertigstellung: 2020
Bauherrschaft: Schulgemeinde Volketswil
Wettbewerb (Sanierung und Erweiterung der Schulanlage): 2015
Architektur und Bauleitung: Weberbrunner Architekten AG, Zürich
Bauingenieur Holzbau: Walt Galmarini AG, Zürich
Holzbau: Hector Egger Holzbau AG, Langenthal (BE)
Holz: Brettschichtholz, Mehrschichtholz (je Fichte / Tanne); Eiche (Stufen)

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